Eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der privaten Krankenversicherungen (WIP) bezüglich des Zugangs zu onkologischen Medikamenten hat ergeben, dass neue Krebsmedikamente in Deutschland europaweit am schnellsten für Patienten zur Verfügung stehen. Durchschnittlich 82 Tage nach der europäischen Zulassung können sie zum Einsatz kommen. Bei den zweitplatzierten Niederlanden dauert der Prozess bis zum Marktzugang bereits 163 Tage, der europäische Durchschnitt liegt den Studienangaben zufolge bei 445 Tagen.
Grund für den schnellen Zugang zu Medikamenten für die Krebstherapie in Deutschland ist ein beschleunigtes Prozedere bei der Nutzenbewertung: In vielen andern Ländern müssen neue Medikamente zunächst den sogenannten Health Technology Assessment (HTA) – Prozess durchlaufen. Er bewertet, ob das neue Medikament einen medizinischen Zusatznutzen im Vergleich zu bereits vorhandenen Therapien bietet. Diese Beurteilung bildet die Basis für die Verhandlung des Erstattungspreises zwischen Kassen und Hersteller. In Deutschland erfolgt die Erstattung bereits, bevor der Gemeinsame Bundesausschuss die Nutzenbewertung vorgenommen hat.
Zudem ist Deutschland Spitzenreiter bei der Verfügbarkeit neu entwickelter Krebsmedikamente: Zwischen 2015 und 2017 wurden 31 neue onkologische Arzneimittel zugelassen, 30 davon sind auf dem deutschen Markt zugänglich. Im internationalen Vergleich bietet das deutsche Gesundheitssystem damit einen besonders schnellen und sicheren Zugang zu Medikamenten für die Krebstherapie.
Quellen
- aerzteblatt.de: Zugang zu neuen Krebsmedikamenten in Deutschland schneller als in anderen Ländern
- Wissenschaftliches Institut der privaten Krankenversicherung (WIP): Zugang zu onkologischen Medikamenten – ein europäischer Vergleich
- Deutsche Krebsgesellschaft: Die Entwicklung neuer Krebsmedikamente – von der Forschung in die Praxis
- Bundesärztekammer: Health Technology Assessment