Die Pandemie beeinflusste die Patientenversorgung in vielen Bereichen und sorgte unter anderem dafür, dass der Gebrauch von Einmalhandschuhen nochmal drastisch anstieg. Dazu haben einige deutsche Krankenhäuser Zahlen erhoben, eines davon ist das Universitätsklinikum Leipzig. Allein hier stieg der Verbrauch von 94.000 Packungen mit jeweils 150 Handschuhen im Jahr 2019 auf knapp 106.000 im Jahr 2021 und ging auch im vergangenen Jahr nur auf knapp über 97.000 Pakete zurück.
Prof. Iris Chanberny, Direktorin des Instituts für Hygiene/Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Leipzig, zeigt sich über diese Zahlen besorgt: „Während der Corona-Pandemie, aber auch noch danach ist der Verbrauch von Handschuhen gestiegen. Das aber ist ein falscher Weg!”
Für Chanberny als Befürworterin einer regelmäßigen Desinfektion ist klar, dass die Zahl der genutzten Handschuhe zwingend gesenkt werden muss – auch unter das Vor-Corona-Niveau. Sowohl Chanberny als auch andere Quellen sind sich einig, dass die Handschuhe in vielen Fällen unnötigerweise genutzt und stattdessen verstärkter desinfiziert werden sollte.
Laut Empfehlung der KRINKO (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention) ist das Tragen medizinischer Einmal- und Schutzhandschuhe nur dann notwendig, wenn dadurch der Schutz des Trägers vor einer Kontamination mit Blut, Sekreten und Exkreten einschließlich Krankheitserregern verhindert werden kann oder es zur Unterbrechung von Infektionsketten bzw. zur Unterbindung der Erregerfreisetzung von der Hand in aseptische Bereichen dient. Zudem wird zum Tragen von Handschuhen geraten, wenn die erwarteten Erreger unempfindlich gegen alkoholbasierte Handdesinfektionsmittel sind oder es sich um kritische bzw. besonders gefährliche Erreger handelt.
Die Handschuhe dürfen dabei nur für die jeweilige Tätigkeit genutzt werden. Wechselt man von einer „unreinen“ zu einer „reinen“ Tätigkeit, setzt das das Ablegen der Handschuhe und die Handdesinfektion sowie einen gegebenenfalls notwendigen Wechsel der Handschuhe voraus. Gerade bei Tätigkeiten, für welche die KRINKO keine Empfehlung zum Tragen von Handschuhen ausgesprochen hat, sollte verstärkt auf die Desinfektion der Hände zurückgriffen werden. Zu diesen Tätigkeiten gehören beispielsweise die Messung von Temperatur oder Puls, die Durchführung subkutaner oder intramuskulärer Injektionen oder das Anbringen nicht-invasiver Beatmungsgeräte und Sauerstoffkanülen.
Ein entscheidender Faktor, warum viele Fachkräfte die Handschuhe auch unnötigerweise nutzen, ist das Bedürfnis nach Eigenschutz und damit verbundene Ängste. Zudem resultiert aus der übermäßigen und einmaligen Nutzung der Handschuhe eine Abfall- und Entsorgungsproblematik.
Auch wenn Handschuhe vereinzelt mehrfach genutzt werden, ist deren Dekontamination und Wiederverwendung nicht empfohlen. Zudem gibt es keine normierten Verfahren für die sichere Aufbereitung der Handschuhe. Im Sinne der Nachhaltigkeitsbemühungen sollte Kliniken dementsprechend dafür Sorge tragen, dass die Handschuhe nur in notwendigen Fällen genutzt werden. Das Schlüsselwort lautet hier: Aufklärung.
Quellen
- Universitätsklinikum Leipzig: Entwicklung der vergangenen Jahre: Mehr Handschuhe statt Desinfektion
- Robert Koch-Institut: Medizinische Einmalhandschuhe und Schutzhandschuhe: Indikation und Desinfektion
- Bundesgesundheitsblatt: Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesen – Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI)
- Arbeitshandschuhe.pro: Wann ist es notwendig, medizinische Handschuhe zu tragen?