Abfallbeauftragte unterschiedlicher Kliniken aus ganz Deutschland waren der Einladung von Abfallmanager Medizin gefolgt und trafen sich Anfang Juni an der Georg-August-Universität Göttingen zu einem Workshop. Wie bringt man dem Personal eine korrekte Entsorgung der medizinischen Abfälle näher? Wie schaffen es die Abfallbeauftragten ihre vielfältigen Aufgaben zu bestreiten? Wie werden Fehlabwürfe verhindert und so effektiv Kosten reduziert? Darüber tauschten sich die Abfallbeauftragten in einer kreativen Runde aus.
In den Räumlichkeiten der „Alten Mensa“ drehte sich an diesem Dienstag im Juni alles um ein Thema: Abfallwegweiser, Entsorgungsmerkblatt oder auch Abfallhandbuch. Denn nicht nur die Bezeichnung für die Übersicht der zu entsorgenden Abfälle ist an allen Krankenhäuser unterschiedlich. Die Matrizen sehen zudem an jeder Klinik anders aus. Dabei sticht eins ins Auge: Selbsterklärend sind diese meist nicht.
Im Wesentlichen sollten sich die Abfallbeauftragten in dem Workshop mit der Erstellung einer einheitlichen Entsorgungsmatrix beschäftigen. Diese Übersicht wird für alle Mitarbeiter gut sichtbar an zentralen Stellen auf den Stationen angebracht und umfasst anfallende Abfallarten sowie Grundsätzliches zu Umgang, Sammlung und Entsorgung sowie die zu verwendenden Behälter.
Der Abfallmanager befasst sich bereits seit längerer Zeit mit dieser Thematik, nachdem ein neu berufener Abfallbeauftragter sich mit Schwierigkeiten bei der Erstellung einer Übersicht an unsere Redaktion wandte und nach einer Vorlage oder einer bereits vorgefertigten Übersicht suchte. Doch bislang gibt es für die Erstellung und Pflege einer solchen Matrix keinerlei Muster, Entwürfe oder einheitliche Vorgaben. Andy Binder aus dem städtischen Klinikum Mönchengladbach hatte damals den Abfallmanager um Rat gebeten, und war somit auch in Göttingen unterstützend vor Ort.
Erstellung einer medizinischen Entsorgungsmaterix
An diesem Workshop-Tag sollte nun herausgefunden werden, inwieweit sich die Dokumente in kleineren Kliniken von denen großer Universitätskrankenhäusern unterscheiden, wie sämtliche Mitarbeiter eines Krankenhauses für das Thema Abfallentsorgung sensibilisiert und zudem über gesetzliche Vorgaben unterrichtet werden können.
Am Vormittag durften sich die Teilnehmer in die Position des Stationspersonals begeben. Die Redaktion wollte mit dieser Methode herausfinden, wer letztendlich mit der Matrix konfrontiert ist, welche Probleme es dabei gibt und wie diese Schwierigkeiten momentan gelöst werden. Dabei wurde schnell klar: Der Nutzer braucht einfache, übersichtliche und kurze Beschreibungen.
Die Anwender sind so vielfältig, wie es die unterschiedlichen Arbeitsbereiche sind: Facility Management, Labor, Transport, Pflege, Bau – allesamt müssen über eine korrekte Entsorgung informiert werden. Roland Dittmann vom Klinikum St. Georg in Leipzig ist der Ansicht, dass hier nur das persönliche Gespräch Abhilfe schafft:
„Schulungen sollten möglichst schon bei den Auszubildenden stattfinden und regelmäßig wiederholt werden.“ Dabei fehlt vor allem eins: ausreichend Zeit. Häufig sind die Abfallbeauftragten zusätzlich noch für Abwasser und Gefahrgut zuständig.
Zufrieden mit der eigens zusammengestellten Matrix sind die wenigsten der Teilnehmer. Es fehlt an Übersichtlichkeit, Klarheit oder Verfügbarkeit der notwendigen Informationen. Auch der optimale Ort für einen Aushang wurde diskutiert. Sollen die Wegweiser direkt auf den Behältern angebracht werden, ist ein Plan pro Station ausreichend oder genügt die Übersicht im Intranet? Jede Klinik hat für sich einen anderen Weg gewählt. Es zeigen sich insbesondere Unterschiede bei den Klinikgrößen: Genügt in einem kleinen Haus eine Übersicht für alle Stationen, gibt es an großen Kliniken mit Lehrstuhl und chemischen Abfällen einen ganz anderen Bedarf.
Auch über eine Farbeinteilung und das Arbeiten mit Symbolen wurde gesprochen. Der Vorteil liegt hier insbesondere im einfachen Verständnis, denn häufig spielen auch sprachliche Barrieren beim Personal eine Rolle und tragen zu Fehlabwürfen bei.
Stationäre Arbeitsabläufe im Abfallmanagement beachten
Im nächsten Schritt des Workshops wurden die Arbeitsabläufe näher begutachtet. Was würde in den Stationen passieren, wenn neue Abfallwegweiser eingeführt werden? Zum Beispiel mit Hilfe von Farbleitsystemen, selbsterklärenden Symbolen und übersichtlichen Aufklebern auf den Tonnen. Hier waren sich die Abfallbeauftragten einig: Es bedarf einer guten Informationspolitik, um alle Mitarbeiter über das neu eingeführte System zu informieren. Ist dies gewährleistet, ist sich Helen Goebel, externe Abfallbeauftragte von drei Krankenhäusern in Berlin, allerdings sicher: „Die Zahl der Fehlabwürfe würde sich dann verringern.“ Zudem erhoffe man sich eine bessere Ordnung in den, meist recht kleinen, Entsorgungsräumen.
Der Dreh- und Angelpunkt scheint in allen Häusern der häufige Personalwechsel zu sein. Denn keine Entsorgungsübersicht gleicht der anderen. Wechseln die Mitarbeiter von einem Haus in ein anderes, finden sie eine andere Situation vor. Dabei unterscheiden sich nicht nur Farben und Behälterformen: Auch die Art der Entsorgung ist unterschiedlich. Während in einigen Kliniken zeitaufwendig und kleinteilig nach Abfallschlüsselnummern getrennt wird, entsorgen insbesondere die großen Kliniken den gesamten Abfall der Stationen unter der Abfallschlüsselnummer 180103*.
Einführung eines neuen Systems des medizinischen Abfallmanagements
Wie die Abfälle zugeordnet werden müssen und welche Unterschiede es auch hierbei gibt, zeigte sich beim zweiten Teil des Workshops am Nachmittag. Hier ging es ganz konkret um die Zuordnung von Abfällen, Abfallschlüsselnummern und Behältern. Einige Abfallschlüsselnummern blieben übrig, da die Abfälle anderen Abfallschlüsseln zugeordnet wurden. Manche Abfälle waren gar nicht zuzuordnen und der ein oder andere Beauftragte stolperte über die Formen der vorliegenden Behälter, die zur Auswahl standen. Auch werden häufig noch veraltete Bezeichnungen verwendet: Hier und da war noch von B-Abfällen die Rede.
Ein Baukastensystem zur Erstellung der Entsorgungsübersicht mit individuellen Behälterformen, Farben und Symbolen wurde von allen Beteiligten begrüßt und als hilfreich empfunden. Denn aufgrund des Zeitmangels und der Doppelbelastung der meisten Abfallbeauftragten bleibt für die umfangreiche Optimierung der Abfallprozesse meist keine oder nur wenig Zeit.
Es gab einen weiteren Konsens in den Arbeitsgruppen: Führen die Stationen neue Abfallwegweiser ein, dürfen sich diese nur unwesentlich von den bereits bestehenden unterscheiden, um nicht plötzlich hohe Fehlabwürfe zu provozieren. Das bedeutet: Jeder Abfallbeauftragter sollte die Möglichkeit haben, sein eigenes System zu etablieren. Die komplexen Strukturen der Kliniken machen die Vereinheitlichung einer Matrix für alle Kliniken in Deutschland nahezu unmöglich.
Überblick der Workshop-Ergebnisse:
- Fehlende Muster und Vorlagen erschweren eigene Erstellung
- Wechselnde Rechtsvorschriften müssen berücksichtig werden
- Zeitmangel für die Erstellung
- Mehr Schulungen des Personales notwendig
- Verständigungsprobleme – Farben und Symbole sind hilfreich
- Vereinfachung zwingend notwendig
- Individualisierung muss möglich sein
- Lohnende Kosten, wenn durch bessere Sortierung Ersparnisse möglich sind
- Bessere Ordnung in den Entsorgungsräumen
- Mehr Sicherheit für die Mitarbeiter
- „Alte“ Begrifflichkeiten sollten wegen ihrer Klarheit noch verwendet werden dürfen
Wir bedanken uns für den produktiven Workshop und die angeregten Diskussionen bei folgenden Abfallbeauftragten:
- Hans Peter Kiefler // Uniklinikum Düsseldorf
- Matthias Rink // Uniklinikum Marburg
- Joachim Stender // Johannes Wesling Klinikum Minden
- Eva-Maria Meyer & Felix Krämer // Klinikum Hannover
- Dr. Maria Magdalena Schäfer// Uniklinikum Göttingen
- Andreas Junk // Universitätsklinikum Augsburg
- Andy Binder // Städtische Kliniken Mönchengladbach
- Sonja Noack // Universitätsklinikum Bonn
- Roland Dittmann // Klinikum St. Georg Leipzig
- Helen Goebel //Unfallkrankenhaus Berlin-Marzahn
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