KRINKO-Empfehlung Infektionsprävention bei übertragbaren Krankheiten

Die KRINKO-Kommission empfiehlt Maßnahmen zur Vermeidung der Weiterverbreitung übertragbarer Krankheiten (Foto: Robert Poorten, AdobeStock)
Die KRINKO-Kommission empfiehlt Maßnahmen zur Vermeidung der Weiterverbreitung übertragbarer Krankheiten (Foto: Robert Poorten, AdobeStock)

Achtung: Zur Integration von COVID-19 in die betreffende Empfehlung liegt inzwischen eine separate KRINKO-Empfehlung vor.

In Zeiten von weltweit steigenden Infektionen durch SARS-CoV-2 wird die Notwendigkeit, über wirksame Hygienemaßnahmen umfassend aufzuklären, deutlicher denn je. Deshalb stellt Abfallmanager Medizin in diesem Beitrag die Empfehlung „Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten“ genauer vor. Sie wurde von der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) verfasst und ist auch für die Behandlung und Pflege von COVID-19-Patienten grundlegend. Das Robert Koch-Institut (RKI) bezieht sich in seinen Coronavirus-Hygienemaßnahmen, die regelmäßig an gesammelte Daten und Erfahrungen mit dem neuartigen Virus angepasst werden, immer wieder auf diese Empfehlung.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Die Empfehlung bündelt Maßnahmen, wie Kliniken und Pflegeeinrichtungen erregerbedingten Erkrankungen vorbeugen können.
  • Zur stetig anzuwendenden Basishygiene zählen u. a. Händehygiene, Flächendesinfektion und LAGA-konforme Abfallentsorgung.
  • Ist die Erkrankung nachgewiesen oder besteht der Verdacht, kommen erweiterte Hygienemaßnahmen hinzu.
  • Infektionskrankheiten und die jeweils erforderlichen Maßnahmen sind in der Empfehlung als Tabelle aufbereitet. Auch für Corona-Viren gibt es Empfehlungen.

Die KRINKO erarbeitet ihre Empfehlungen zur Vorbeugung nosokomialer Infektionen sowie zu Maßnahmen der Hygiene in medizinischen Einrichtungen auf Grundlage von § 23 Abs. 1 des Infektionsschutzgesetzes. Die derzeit gültigen KRINKO-Empfehlungen veröffentlicht das RKI auf seiner Website.

Infektionserkrankungen durch Hygienemaßnahmen verhindern

Die Empfehlung „Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten“ erschien bereits 2015 im Bundesgesundheitsblatt. Adressiert an Krankenhäuser, Pflegeheime und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens, enthält sie Maßnahmen, um Übertragungen von Erregern und damit Infektionserkrankungen zwischen Patienten sowie zwischen Patienten und Personal und auch Besuchern zu verhindern.

Zu den häufigsten erregerbedingten Krankheiten gehören Pneumonie, Darminfektionen, Sepsis, Erysipel (Wundrose), Varizellen und Herpes Zoster, Influenza, infektiöse Mononukleose, Tuberkulose, Virushepatitis und Keuchhusten. Für viele Erreger gibt es oft nicht nur eine, sondern mehrere Übertragungsmöglichkeiten. Folgende Arten von Übertragungswegen benennt die KRINKO:

  • Kontaktübertragung direkt von Person zu Person oder indirekt über die Umwelt oder eine dritte Person
  • Tröpfchenübertragung beim Sprechen, Husten oder Niesen, aber auch bei medizinischen Interventionen
  • aerogene Übertragung über Tröpfchenkerne in der Atemluft (z. B. bei Masern)
  • arenterale Übertragung über nicht intakte Haut oder durch Injektionen oder Punktionen
  • vektorassoziierte Übertragung über lebende Organismen, meist Insekten

Bei unbekanntem Übertragungsweg müssen „ggf. maximale Maßnahmen zur Prävention der weiteren Verbreitung ergriffen werden. Durch Vergleiche mit Erregern mit ähnlichem biologischen Verhalten und Krankheitsmanifestationen sollten entsprechende Hygienemaßnahmen eingeleitet werden, bis der Übertragungsweg genauer beschrieben ist“ (KRINKO-Empfehlung, Punkt 3.1.6).

Basishygiene: Grundlegende Maßnahmen

Die KRINKO-Empfehlung bündelt im Abschnitt „Basishygiene“ zunächst die grundlegenden Präventionsmaßnahmen, die im Behandlungsalltag eingehalten werden müssen. Die nachfolgend benannten Verhaltensweisen sind in anderen Empfehlungen der Kommission noch genauer ausgeführt.

Händehygiene

  • Händedesinfektion vor und nach direktem Patientenkontakt, vor aseptischen Tätigkeiten, nach Kontamination (Kontakt mit Blut, Sekreten oder Exkreten), nach Kontakt mit der Patientenumgebung, nach Ablegen von Einmalhandschuhen

Barrieremaßnahmen

  • Tragen nicht-steriler Einmalhandschuhe, wenn die Wahrscheinlichkeit des Kontaktes mit Blut, Sekreten, Exkreten oder wahrscheinlich kontaminierten Flächen besteht
  • Tragen einer Schürze oder eines Schutzkittels bei Eingriffen oder Pflegemaßnahmen
  • Tragen von Mund-Nasen-Schutz und Schutzbrille oder eines Gesichtsschutzschildes, wenn mit Verspritzen von Blut oder Sekreten zu rechnen ist

Flächendesinfektion

  • Aufbereitung von Risikoflächen mit häufigem Hand- und Hautkontakt mindestens täglich
  • bei sichtbarer Kontamination sofortige Aufbereitung

Aufbereitung von Medizinprodukten

  • entsprechend den Empfehlungen der KRINKO und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) „Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten“

Abfallentsorgung

  • gemäß der Vollzugshilfe zur Entsorgung von Abfällen aus Einrichtungen des Gesundheitsdienstes der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA)

Bettenhygiene und Bettwäsche

  • jeder Patient erhält bei stationärer Aufnahme ein desinfizierend aufbereitetes, mit desinfizierten Inletts und sauberer Wäsche bezogenes Bett
  • Wäsche bei sichtbarer Verunreinigung sofort wechseln

Wäscheentsorgung, -aufbereitung und -versorgung und Bekleidung für Personal und Patienten

  • gebrauchte und kontaminierte Wäsche so sammeln und transportieren, dass von ihr keine Infektions- oder Kontaminationsgefahr ausgeht
  • Wäsche so aufbereiten und lagern, dass sie sauber, keimarm und frei von Rückständen ist
  • Aufbereitung von Wäsche aus medizinischen Einrichtungen mit desinfizierenden, regelmäßig überprüften Verfahren mit nachgewiesener Wirksamkeit

Umgang mit Geschirr

  • Speisen und Getränke auf bzw. in sauberem und keimarmen (desinfiziertem) Geschirr reichen

Aufklärung und Schulung von Patienten und Besuchern

  • über Maßnahmen der Hygiene aufklären

Art der Unterbringung

  • Patienten mit erhöhtem Übertragungsrisiko in Einzelzimmern behandeln

Erweiterte Hygienemaßnahmen

Bei Verdacht auf oder Nachweis von übertragbaren Erkrankungen müssen gemäß der KRINKO-Empfehlung speziellere Maßnahmen – zusätzlich zu den Maßnahmen der Basishygiene – umgesetzt werden. Maßgeblich dafür ist die vorherige Einschätzung des Übertragungsrisikos der jeweiligen Infektionserreger. „Hierbei ist, neben Virulenz und Infektionsdosis von Erregern, die Kenntnis des Übertragungsweges und der Exposition sowie der Disposition und Immunität des zu Schützenden von entscheidender Bedeutung“, schreibt die KRINKO. Folglich könne die Risikoanalyse mit Ableitung der Schutzmaßnahmen auf vier Faktoren aufgebaut werden:

  • Transmissionsweg
  • Möglichkeit einer Impfung und besonderes Gefährdungs-/Transmissionspotenzial für Risikogruppen
  • räumliche Unterbringung
  • persönliche Schutzausrüstung

Übersicht der Infektionserkrankungen und Maßnahmen

Herzstück der Empfehlung ist schließlich eine umfangreiche Tabelle, die alle bisher bekannten Infektionserkrankungen und die jeweils erforderlichen Hygienemaßnahmen entsprechend der vier beschriebenen Kategorien übersichtlich darstellt. Aus der Gruppe der Coronaviren sind bis dato SARS und MERS aufgeführt und mit Maßnahmen versehen (Stand: 3. April 2020). Die Tabelle soll Hygienebeauftragten im Krankenhaus als Grundlage bei der Erstellung von Hygieneplänen dienen. Auf der Website des RKI kann sie heruntergeladen werden.

Musterpräsentation zur Mitarbeiter-Information

Um das Pflegepersonal und andere Beschäftigte in Kliniken und Heimen wie auch im betreuten Wohnen bestmöglich über die Inhalte der Empfehlung zu unterrichten, stellt die KRINKO eine Musterpräsentation zur Verfügung. Diese steht ebenso auf der RKI-Website zum Download bereit.

Hygiene bei Behandlung und Pflege von COVID-19-Patienten

Über Hygienemaßnahmen bei der medizinischen Versorgung von SARS-CoV-2-/ COVID-19-Patienten informiert das RKI online. „Aus den bisher bekannten Daten und Erfahrungen mit anderen Coronaviren leiten sich Hygienemaßnahmen in Anlehnung an das Vorgehen bei SARS und MERS ab, wie sie auch in der KRINKO-Empfehlung ,Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten‘ dargestellt sind“, schreibt das Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Allerdings würden die bekannten Daten in der frühen Phase der Infektion eine ausgeprägtere Beteiligung des oberen Respirationstraktes nahelegen, weshalb das RKI weiterführende Empfehlungen formuliert.

Die erstgenannte Empfehlung lautet, die oben beschriebene Basishygiene in allen Bereichen des Gesundheitswesens konsequent einzuhalten. Auch außerhalb der Versorgung von Coronavirus-Patienten solle sämtliches Personal mit Kontakt zu besonders vulnerablen Personengruppen einen mehrlagigen Mund-Nasen-Schutz (MNS) tragen. Diesem Hinweis folgen Maßnahmen für die ambulante Versorgung (Arztpraxen) und für den klinischen Bereich, u. a. zur Desinfektion und Reinigung, wie auch Abfallentsorgung. Da diese Informationen regelmäßig an neue Erkenntnisse und Erfahrungen angepasst werden, sei für Details erneut auf die Website des RKI verwiesen.

Quellen

Die KRINKO-Kommission empfiehlt Maßnahmen zur Vermeidung der Weiterverbreitung übertragbarer Krankheiten (Foto: Robert Poorten, AdobeStock)
Die KRINKO-Kommission empfiehlt Maßnahmen zur Vermeidung der Weiterverbreitung übertragbarer Krankheiten (Foto: Robert Poorten, AdobeStock)