Netzwerken und austauschen Die Arbeitskreise Umweltschutz im Krankenhaus

Umweltschutz im Krankenhaus (Foto: contrastwerkstatt, Fotolia)
Umweltschutz im Krankenhaus (Foto: contrastwerkstatt, Fotolia)

Vor gar nicht all zu langer Zeit existierten noch in jedem unserer Bundesländer aktive Umweltschutz-Arbeitskreise für Krankenhäuser. Umweltaspekte mit unternehmerischem Handeln und der Führung von medizinischen Einrichtungen zu verknüpfen, war sinnvoll – aus nachvollziehbaren, vielfältigen Gründen. Mit Material- und Energiesparmaßnahmen konnten eigene Kosten reduziert, Umweltbelastungen verringert und das eigene neue umweltbewusste Image aufgebaut werden. Gesetzliche Umweltvorschriften, geringere Haftungsrisiken und Rechtssicherheit rundeten das Bild für die Krankenhausleitung ab. Die Teilnahme an Arbeitskreistreffen brachten für die beauftragten Mitarbeiter wichtige, neue Informationen und Anregungen für das eigene Handeln. Der Wert der Arbeit in den Arbeitskreisen wurde hoch geschätzt.

Die Arbeitskreise Umweltschutz gibt es noch – nicht mehr überall, bisweilen nicht mehr so aktiv, aber immer engagiert. Auf Bundesebene koordiniert Frau Dr. med. Iris Juditzki von der Deutschen Krankenhausgesellschaft die Zusammenarbeit der Bundesländer. Sie organisiert einmal im Jahr ein Treffen mit den Vorsitzenden der aktiven Landesarbeitskreise. „Damals bestanden unsere Treffen aus den 16 Vorsitzenden der Landesarbeitskreise und 16 Vertretenden der Landeskrankenhausgesellschaften, insgesamt 32 Personen. Heute ist nur noch rund die Hälfte vorhanden – alles engagierte Leute. Sobald da aber einer wegbricht, verringert sich der Kreis.“

Umweltschutz im Krankenhaus schwierig umzusetzen

Umweltschutz – so scheint es zumindest – ist nach einem Anfangshype heute auf einem normalen, alltäglichen Maß angekommen. Kein großes Thema mehr für Krankenhäuser, denn Kosten lassen sich immer schwieriger in nennenswertem Maße durch umweltbewusstes Handeln einsparen und anschließend imagefördernd verkaufen. Das Wichtigste ist getan. Krankenhäuser müssten heute wesentlich mehr in Wissen und Arbeitskraft investieren als noch vor einigen Jahren, um die gleichen positiven Ergebnisse zu erzielen. Innovative Konzepte fallen nicht vom Himmel. Sie erfordern Zeit und Geld – die aktuell selten für solche Projekte vorhanden ist. Und die personelle, arbeitstechnische Überlastung der Abfallbeauftragten nimmt weiter zu und wirkt sich in dieser Hinsicht zusätzlich erschwerend aus. Viele füllen ihre Tätigkeit in Teilzeit aus. Weiterbildungen werden so im Zweifel hintenangestellt, da schlicht keine Zeit bleibt. So sank wohl im gleichen Atemzug auch das Interesse an Zusammenarbeit und Austausch in den Arbeitskreisen.

Ungeachtet dessen haben sich Abfallbeauftragte erfahrungsgemäß immer wieder neuen, teils unübersichtlichen gesetzlichen Regelungen zu stellen, finden innovative, neue Wege, um Umweltschutzgedanken einen ökonomischen Unterbau zu geben oder suchen Expertenrat – und manchmal einfach das fachliche Gespräch mit der Kollegin oder dem Kollegen. Ein Trugschluss, das alles ein Selbstläufer ist und man ohne ein inspirierendes, fachliches Netzwerk auskommt.

Relativ häufig wissen Abfallbeauftragte heute jedoch gar nichts mehr von der Institution „Arbeitskreis Umweltschutz im Krankenhaus“. Aus diesem Grund wäre es angeraten, dass die Arbeitskreise auf Landesebene sowie die tragenden Krankenhausgesellschaften stärker informieren und direkt ansprechen. Für Abfallbeauftragte sind sie ein willkommenes Instrument, um Erfahrungen und Gedanken auszutauschen. Dies wird uns immer wieder in Gesprächen bestätigt. Aus diesem Grund haben wir uns auf die Suche gemacht, an die Verantwortlichen der Arbeitskreise gewandt und nach aktuellen Themen sowie Zielen gefragt, um Ihnen einen ersten Überblick geben zu können.

Wer netzwerken und sich auf seinem Themengebiet der Abfall-, Umwelt- und Gefahrgutbeauftragten austauschen möchte, wendet sich einfach an die angegebenen Ansprechpartner. In unserem Download-Pdf haben wir Ihnen alle wichtigen Informationen und Kontakte zusammengetragen. Exemplarisch hier eine Auswahl an aktiven Arbeitskreisen mit ihren aktuellen Themenschwerpunkten und Antworten auf unsere Fragen.

Arbeitskreis „Forum Sicherheit und Technik“ der Bayerischen Krankenhausgesellschaft

Leiterin: Dr. Andrea Gerstner (Bayerische Krankenhausgesellschaft, BKG)

Wie arbeitet Ihr Arbeitskreis?

Dr. Andrea Gerstner: Den Arbeitskreis gibt es in der Form nicht mehr. Er ist zu groß geworden und wurde daher in einzelne Projektgruppen aufgesplittet. Innerhalb des BKG-Arbeitskreises „Forum Sicherheit und Technik“ gibt es heute eine Projektgruppe Betriebsbeauftragte für Abfall.

Wie häufig und in welchem Rahmen kommen diese zusammen?

Dr. Andrea Gerstner: Die Projektgruppe trifft sich zwei Mal im Jahr.

Welche Themen beschäftigen Sie aktuell?

Dr. Andrea Gerstner: Das sind immer andere Themen. Wir laden Referenten ein – auch externe – und treffen uns an wechselnden Orten, meist im Klinikum.

Arbeitskreis Krankenhausökologie Berlin-Brandenburg

Leiterin: Tide Voigt (Charité – Universitätsmedizin Berlin)

Welche Ziele verfolgt Ihr Arbeitskreis?

Tide Voigt: Der Arbeitskreis hat das Ziel gemeinsam umweltrelevante und nachhaltigkeitsbezogene Themen im Gesundheitswesen voranzubringen und einen Beitrag zum Umweltschutz für die Region Berlin-Brandenburg zu leisten. Er versteht sich als Netzwerk für Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer, Fortbildung und Umsetzung gemeinsamer Projekte.

Wie viele Mitglieder hat Ihr Arbeitskreis aktuell? Wie häufig und in welchem Rahmen kommen diese zusammen?

Tide Voigt: Der Arbeitskreis ist ein seit mehr als 20 Jahren bestehender Zusammenschluss von Umweltbeauftragten, Abfallbeauftragten, Hygienebeauftragten, Behörden etc. aus 22 verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens in Berlin und Brandenburg und darüber hinaus (Teilnehmer aus Sachsen). Die Mitglieder treffen sich zweimal im Jahr zum Arbeitskreis in jeweils einer der teilnehmenden Einrichtungen, in dem ausgewählte Themen dargestellt und diskutiert, aktuelle rechtliche Regelungen vorgestellt und Hinweise zu Veranstaltungen gegeben werden sowie jeder die Möglichkeit hat seine Erfolge und Problembereiche zu benennen und zu diskutieren.

Welche Themen konnten Sie bisher voranbringen? Auf welche Erfolge blicken Sie zurück?

Tide Voigt: Zu unseren Themen gehörten die Erarbeitung von Stellungnahmen zu verschiedenen Gesetzes-Entwürfen und Richtlinien wie das Wertstoff-/Verpackungsgesetz, LAGA M18, Elektrogerätegesetz etc. und die Klärung sowie Unterstützung der Einrichtungen beispielsweise zum Umgang mit dem Thema Wertstofftonne. Weiterhin wurde ein gemeinsames Abfallhandbuch entwickelt und der Arbeitskreis Krankenhausökologie – ehemals nur Berlin – neu aufgestellt als Arbeitskreis für die Region Berlin/Brandenburg.

Welche Themen beschäftigen Sie aktuell?

Tide Voigt: Zu aktuellen Themen gehören die Optimierung der Wertstoffsammlung am Arbeitsplatz, die Nutzung und Ausweitung von Abfallvermeidungspotenzialen und die Möglichkeiten einer umfassenden Umweltkommunikation in den Einrichtungen.

Treffen der Umweltexperten der Hamburger Krankenhäuser bei der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft e.V.

Koordinatorin: Angelika Bredehorst-Witkowski (Hamburger Krankenhausgesellschaft)

Welche Ziele verfolgt Ihr Arbeitskreis?

Angelika Bredehorst-Witkowski: Beim Treffen der Umweltexperten werden aktuelle Fragen zu Abfallwirtschaft, Arbeitssicherheit, Arbeitsschutz, Hygiene, Medizinprodukte-Vorschriften und Wasser/Abwasser sowie Verpackungsvorschriften diskutiert. Wichtig ist auch ein Austausch unter den Experten zu aktuellen Fragestellungen im jeweiligen Krankenhaus.

Wie viele Mitglieder hat Ihr Arbeitskreis aktuell? Wie häufig und in welchem Rahmen kommen diese zusammen?

Angelika Bredehorst-Witkowski: Zum Treffen der Umweltexperten werden Vertreter aus den 35 Mitgliedshäusern eingeladen. Die Treffen finden zwei Mal im Jahr vormittags statt, jeweils im Frühjahr und im Herbst. Eingeladen werden die Teilnehmer alternierend in ein Mitgliedshaus. Es sind jeweils vier Vorträge zu aktuellen Themen mit ausreichend Zeit zur Diskussion.

Welche Themen konnten Sie bisher voranbringen? Auf welche Erfolge blicken Sie zurück?

Angelika Bredehorst-Witkowski: Bereits am 1. November 1991 hatte der Vorstand der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft die Gründung eines „Hamburger Arbeitskreis für Umweltschutz im Krankenhaus“ beschlossen, der für die Mitgliedshäuser Empfehlungen zur Umsetzung gesetzlicher Vorschriften im Umweltschutz erarbeitet und eine Basis für regelmäßigen Informationsaustausch bietet. Im Laufe der Zeit wurden mehrere Umwelttage ausgerichtet, im Zeitraum von 1999-2001 war das bundesweite Projekt „Kooperation zur ökologischen Produktbewertung (KÖP)“ bei der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft angesiedelt und wurde von Mitgliedern des damaligen Arbeitskreises maßgeblich unterstützt. Die regelmäßigen Treffen sind weiter gut nachgefragt und mit sehr abwechslungsreichen Themen befasst.

Welche Themen beschäftigen Sie aktuell?

Angelika Bredehorst-Witkowski: Gewerbeabfallverordnung, Umsetzung des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes, Multilaterale Vereinbarung 305 und LAGA M31B.

Arbeitskreis Umweltschutz im Krankenhaus der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern

Vorsitzende: Manja Beese (Universitätsmedizin Rostock)

Vertretung in Elternzeit: Monika Petau

Welche Ziele verfolgt Ihr Arbeitskreis?

Monika Petau: Dieser Arbeitskreis ist der Geschäftsstelle der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern angegliedert und hat das Ziel den Umweltschutz im Krankenhaus durch institutionalisierten und kontinuierlichen Erfahrungsaustausch zwischen den Krankenhäusern zu fördern. Wir organisieren den Informationsfluss, erarbeiten Empfehlungen zu Fragen des Umweltschutzes im Krankenhaus und führen gemeinsame Aktivitäten durch.

Welche Themen beschäftigen Sie aktuell?

Monika Petau: Wir bedienen uns zur Beratung von Sachthemen unserer Arbeitsgruppen. Thematisch geht es um Abfallentsorgung, Wasserversorgung, Abwassertechnik und Energie.

IFAG – Informations Forum Abfallwirtschaft und Stoffstrommanagement im Gesundheitswesen Rheinland-Pfalz

Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten des Landes Rheinland-Pfalz

Abteilung: Klimaschutz, Umwelttechnologie, Kreislaufwirtschaft

Referat: Kreislaufwirtschaft, Stoffstrommanagement, Produktionsintegrierter Umweltschutz, Effizienznetz

Ansprechpartner: Kurt-Christian Adenau

Interviewpartner: Dr.-Ing. Robert Hanel

Welche Ziele verfolgt Ihr Arbeitskreis?

Dr.-Ing. Robert Hanel: Ressourceneffizienz, Umweltschutz, Wissenstransfer, hohen Standard bei der Abfallentsorgung bei geringen Kosten bis hin zu Entsorgungsfragen bei Ebola- oder Lassafieber-Abfällen.

Wie viele Mitglieder hat Ihr Arbeitskreis aktuell? Wie häufig und in welchem Rahmen kommen diese zusammen?

Dr.-Ing. Robert Hanel: Wir haben zirka 40 Mitglieder. Bislang ein bis zweimal pro Jahr.

Welche Themen konnten Sie bisher voranbringen? Auf welche Erfolge blicken Sie zurück?

Dr.-Ing. Robert Hanel: Altmedikamentenentsorgung und Internetseite mit Praxistipps. Diese werden zum Teil bundesweit nachgefragt.

Welche Themen beschäftigen Sie aktuell?

Dr.-Ing. Robert Hanel: Auszeichnungsverfahren für nachhaltige Krankenhäuser – green hospital Rheinland-Pfalz.

Arbeitskreis Umweltschutz im Krankenhaus sächsischer Krankenhäuser e.V.

Leiterin: Dr. Nicola Klöß (Universität Leipzig)

Welche Ziele verfolgt Ihr Arbeitskreis?

Dr. Nicola Klöß: Der Arbeitskreis „Umweltschutz im Krankenhaus“ sächsischer Krankenhäuser wurde 1992 als Verein gegründet und ist eine Vertretung aller am Umweltschutz interessierten Krankenhäuser im Freistaat Sachsen. Er versteht sich als unabhängige Organisation zur Koordinierung und Verbreitung von Umweltschutzaktivitäten in medizinischen Einrichtungen.

Wie viele Mitglieder hat Ihr Arbeitskreis aktuell? Wie häufig und in welchem Rahmen kommen diese zusammen?

Dr. Nicola Klöß: Dem Arbeitskreis gehören derzeit 22 Mitglieder an, davon 21 Krankenhäuser und eine Privatperson. Zu den korrespondierenden Mitgliedern gehören: das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sowie die Krankenhausgesellschaft Sachsen. Der Arbeitskreis ist seit dem Jahr 2000 Mitorganisator des jährlich stattfindenden Mitteldeutschen Umwelttages Gesundheitswesen. Themengebunden trifft sich der Arbeitskreis zu Informationsveranstaltungen, zum Wissens- und Erfahrungsaustausch oder zu Praxistagen im Krankenhaus ein weiteres Mal pro Jahr.

Welche Themen konnten Sie bisher voranbringen? Auf welche Erfolge blicken Sie zurück?

Dr. Nicola Klöß: Während in den Anfangsjahren vorwiegend Probleme der Beseitigung und Verwertung von Krankenhausabfall im Fokus der Arbeitskreisaktivitäten standen, werden inzwischen Themen wie Abwasser, Energie, Arzneimittel, Hygieneaspekte, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Ressourceneinsparung sowie Qualitätsmanagement und die Tätigkeit des Abfallbeauftragten behandelt. Die Verknüpfung von Ökonomie und Ökologie gehört wie die Logistik von Entsorgungsprozessen ebenso zum Themenspektrum. Zu den wesentlichsten Ergebnissen der Tätigkeit des Arbeitskreises gehören die abfallwirtschaftliche Branchenvereinbarung zwischen dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, der Krankenhausgesellschaft Sachen und dem Arbeitskreis sowie die damit im Zusammenhang stehende Erstellung eines „Abfallwirtschaftlichen Branchenkonzepts für sächsische Krankenhäuser“. Weiterhin wurden verschiedene Projekte initiiert z.B. zu „Kunststoffströmen aus sächsischen Krankenhäusern“. Auch der Mitteldeutsche Umwelttag Gesundheitswesen ist aus dieser Branchenarbeit erwachsen.

Welche Themen beschäftigen Sie aktuell?

Dr. Nicola Klöß: Aktuell beschäftigen uns u.a. folgende Themen: Neuerungen und Konsequenzen der Abfallbeauftragten-Verordnung, Recycling-Möglichkeiten und Energieeffizienzpotenziale im Klinikbetrieb, Umsetzung des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes in Krankenhäusern sowie die Vorbereitung des 17. Mitteldeutschen Umwelttages Gesundheitswesen, der am 02.11.2017 in Leipzig stattfinden wird.

Arbeitskreis Umweltschutz im Krankenhaus in Sachsen-Anhalt

Leiter: Dr. Dirk Burkard (Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt)

Wie viele Mitglieder hat Ihr Arbeitskreis aktuell?

Dr. Dirk Burkard: Wir gehören zu den ältesten Arbeitskreisen in diesem Bereich. 2014 feierten wir 20-jähriges Jubiläum mit Festakt. Im Arbeitskreis sind nicht nur Krankenhäuser, sondern auch Vertreter von Fachaufsichtsbehörden des Landes Sachsen-Anhalt vertreten. Das ist einmalig.

Welche Themen beschäftigen Sie aktuell?
Dr. Dirk Burkard: Generelle Themen sind Abfall, Energieeffizienz und Umwelt. Aktuell beschäftigen wir uns mit dem Energieausweis für Krankenhäuser.

Quellen

Umweltschutz im Krankenhaus (Foto: contrastwerkstatt, Fotolia)
Umweltschutz im Krankenhaus (Foto: contrastwerkstatt, Fotolia)