Krankenhäuser können als regelrechte Abfallproduzenten bezeichnet werden. Immerhin fallen allein pro Patient und Tag 6 kg Abfall an. Dass sich vorbildliches Abfallmanagement lohnen kann, beweist das Klinikum Mutterhaus in Trier. Hier spielen Themen wie Nachhaltigkeitsstrategien, Rohstoffeinsparung, hohe Hygienestandards und Energiesparverhalten eine wesentliche Rolle im Krankenhausalltag. So hat die Klinik neben technischen Maßnahmen eine Energie-Spar-Kampagne unter den Angestellten durchgeführt. Abfallbeauftragter und Klimamanager des Klinikums ist Peter Leonards – ein begehrter Gast bei Fachvorträgen, in denen er die Methoden und Ergebnisse der umgesetzten Energiesparmaßnahmen präsentiert. Abfallmanager-Medizin hat mit dem Abfallbeauftragten und Klimamanager Peter Leonards über die Möglichkeiten der Ressourcenschonung in einem Krankenhaus gesprochen.
Zur Person: Peter Leonards
- Leitende Fachkraft für Hygiene und Infektionsprävention
- Umwelt- und Abfallbeauftragter
- Antibiotic Stewardship
Herr Leonards, Sie sind bereits seit vielen Jahren in der Krankenhaushygiene und als Abfallbeauftragter tätig. Wie hat sich Ihr Arbeitsbereich in punkto Nachhaltigkeit verändert?
Peter Leonards: Dieser Arbeitsbereich verändert sich aus vielerlei Gründen. Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle, nicht nur in den Kliniken sondern auch in der Öffentlichkeit. Neben ökologischen Gesichtspunkten spielen auch finanzielle Aspekte eine nicht unerhebliche Rolle. Im Rahmen von Produktbeurteilungen von neu anzuschaffenden Produkten legen wir großen Wert auf Materialbeschaffungen, Inhaltsstoffe, Recycling oder Aufbereitung.
Das Leitbild des Klinikums Mutterhaus sieht einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen vor. Was beutet das genau im Klinikalltag?
Peter Leonards: Durch die tägliche Abfallentsorgung- und trennung und die entsprechende Mitteilung der Kosten und Bilanzen in den Schulungen ist eigentlich jeder Mitarbeiter in dieses Thema involviert. Wir vergleichen uns mit anderen Kliniken anonym und können sehen, dass wir sehr gute Zahlen bundesweit haben.
Fortbildungen für Hygienestandards und Abfallmanagement
Seit mehreren Jahren werden Ärzte im Mutterhaus ausgebildet, um Hygienestandards umzusetzen und Mitarbeiter darin zu schulen. Sie gehören selbst zu den Lehrgangsleitern. Was geben Sie den Teilnehmern der Kurse hinsichtlich der Abfallentsorgung mit auf den Weg? Wie wichtig ist das Zusammenspiel zwischen Hygiene- und Abfallbeauftragten?
Peter Leonards: Abfallentsorgung ist ein ökonomisches und ökologisch wichtiges Thema, welches regelmäßig erläutert wird. Wie ist die Beschaffung, wie ist die Recyclingquote, was passiert, wenn falsch getrennt wird und welche Zusatzkosten entstehen. Fehlverhalten wird bei uns angesprochen.
Das Klinikum hat ein Zertifikat für vorbildliches Abfallmanagement erhalten. Wie wurde das erreicht?
Peter Leonards: Über konsequente Umsetzung von den geforderten und erwünschten Maßnahmen wie Wiederverwertbarkeit, Beschaffung und Rücknahme.
Initiative für nachhaltige Energienutzung im Krankenhaus
Es gab sogar eine Initiative zur Verbesserung des Energiesparverhaltens der Mitarbeiter. Bestimmt war das keine leichte Aufgabe im Alltag eines Großbetriebes. Welche Maßnahmen wurden dort umgesetzt?
Peter Leonards: Angesichts steigender Energiepreise werden mit zunehmender Häufigkeit Energiesparempfehlungen gegeben, welche zum einen technische Lösungen betreffen und zum anderen das Verhalten von Energienutzern.
Wir haben über sieben Jahre Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Psychologie der Uni Trier, Herrn Dr. Friedemann Gerhards und der Fachhochschule Trier, Fachbereich Gebäude- und Versorgungstechnik mit Herrn Professor Ameling motiviert, Energie einzusparen, hierbei valide Zahlen zu ermitteln und Mitarbeiter an den Einsparungen beteiligt sowie einen Teil für einen guten Zweck gespendet. Bei der Umsetzung solcher Empfehlungen beschränkt man sich in der Regel auf technische Maßnahmen, der Faktor Mensch wird insbesondere wenn es um das Thema „Energiesparen am Arbeitsplatz“ geht, vernachlässigt. Ziel des durchgeführten Projekts war es, das Energienutzungsverhalten am Arbeitsplatz bei Krankenhausmitarbeitern unter Anwendung psychologischer Prinzipien in Richtung genügsame Energienutzung zu verändern und Einsparungen im Verbrauch von Heizenergie und Strom zu erzielen. Nicht zuletzt sollte das Projekt Kennwerte dafür liefern, wie viel Energieverbrauch auch bei genügsamem Nutzungsverhalten unabdingbar ist beziehungsweise ab wann von verschwenderischem Verbrauch gesprochen werden kann. Das Projekt machte deutlich, dass eine Antwort auf die Frage, wo die Grenze zwischen genügsamer und verschwenderischer Energienutzung liegt, näherungsweise möglich ist.
Es gibt im Klinikum einen Energiearbeitskreis. Zudem ist das Krankenhaus Mitglied im Umweltarbeitskreis des Ministeriums Mainz. Des Weiteren besteht eine Mitgliedschaft im Energieeffizienz-Netzwerk Trier. Was versprechen Sie sich von diesen Netzwerken?
Peter Leonards: Im Ministerium Mainz im Arbeitskreis konnten Kontakte in ganz Rheinland-Pfalz geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht werden. Gleiches gilt für die Netzwerkarbeit.
Was sind Ihre größten Erfolge bei den Einsparungen und wo sehen Sie in Zukunft noch Potenzial?
Peter Leonards: Die größten Erfolge waren Einsparungen durch Energienutzerverhalten von 9 bis 20 Prozent mit Langzeiteffekten. Unsere Nominierung für den DEKRA Award „Energiemanagement“ hat uns auch sehr stolz gemacht. Langfristig gesehen sollten Patienten und Besucher in das Konzept mit einbezogen werden, durch möglichst viele sichtbare Trennsysteme.
Abfallmanagement braucht Nachhaltigkeit
Lassen sich Ihre Konzepte auch auf andere Häuser übertragen? Wie kann ein Abfallbeauftragter das Thema Nachhaltigkeit in seiner Klinik angehen?
Peter Leonards: Die Konzepte lassen sich auf viele Bereiche übertragen. Dies ist bereits geschehen durch Weitergabe in den Netzwerken und Arbeitskreisen. In der Klinik kann nur durch Präsenz und Nachhaltigkeit des Beauftragten das Thema und die dazugehörige Problematik angegangen werden. Dazu braucht es Mitstreiter!
Vielen Dank für das Gespräch.