Chirurgische Masken und Einwegmaterialien wie Kunststofflaken sorgen im Krankenhaus für saubere Zustände. Auch als Abfall bergen sie noch Potential, wie nun Wissenschaftler der Polytechnischen Universität Tomsk (TPU) in Russland herausgefunden haben. Kunststoffabfälle aus Krankenhäusern, die normalerweise verbrannt werden, können künftig dabei helfen, gegen Umweltverschmutzungen durch Erdöl und ähnliche Substanzen vorzugehen. Im Zuge seiner Grundlagenforschung hat das TPU-Team aus dem Bereich Chemie und angewandte Biomedizin unter Leitung von Pavel Postnikov diese Kunststoffe derart modifiziert, dass sie Öle und Fette anziehen. „Der Stoff wird auf der Ölverschmutzung ausgebreitet und eine Minute später wieder entfernt, wobei alle Ölverschmutzungen mitgenommen werden und sauberes Wasser zurückbleibt“, erklärt Postnikov in einer Mitteilung der TPU.
Um die eigentlich neutralen Polymerabfälle zu solchen Ölmagneten umzuwandeln, wendeten die Forscher eine simple chemische Methode an: Sie überziehen die Kunststoffabfälle mit einem metallorganischen Gerüst (MOF), welches aus metallischen Ionen und organischen Bindemitteln (Liganden) besteht. Letztere sorgen dafür, dass die Ionen zusammengehalten werden. Aufgrund der wohlgeordneten Struktur sei so ein Gerüst nanopöros, besitze also eine große spezifische Oberfläche, so Postnikov. Wie ein Schwamm könne das beschichtete Gewebe sehr große Mengen an Ölen und Ölverschmutzungen aufsaugen. Wasser dagegen werde abgestoßen. Dies zeigten Experimente, in denen die Forscher mit einer Mischung aus u. a. Diesel, Farbstoffen und Rost auf einer Wasseroberfläche eine Ölpest simuliert hatten. Dabei konnte das Team auch beobachten, dass der Polymer-Ionen-Teppich mechanisch stark und resistent gegen UV-Strahlung ist. Weiterer Pluspunkt: Das Gewebe kann nach Benutzung vom Öl gereinigt und wiederverwendet werden.
Zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Lille in Frankreich will das Team unter Postnikov dieses Verfahren nun zur Serienreife bringen.