Der Fachkräftemangel sowie die Inflation sorgen deutschlandweit in vielen Kliniken für große finanzielle Probleme. Laut einer Umfrage des Deutschen Krankenhaus Instituts bewerten knapp zwei Drittel der Allgemeinkrankenhäuser ihre wirtschaftliche Lage als schlecht oder sogar sehr schlecht. Ein zusätzlicher Faktor war zum Ende des letzten Jahres auch die Zahlung der Weihnachtsgelder – deren Auszahlung hatte in 80 Prozent der deutschen Krankenhäuser einen negativen Einfluss auf die Liquidität. Knapp 60 Prozent der Kliniken konnten diese Zahlungen nicht aus ihren normalen betrieblichen Einnahmen refinanzieren und mussten auf Zuschüsse der Träger und/oder kurzfristige Kredite von Banken zurückgreifen.
Kliniken sind aufgrund der wirtschaftlichen Situation zunehmend auf finanzielle Hilfen von Kreditinstituten angewiesen. Problematisch ist, dass die Bundesanstalt für Finanzaufsicht 2023 die Mindestanforderungen an das Risikomanagement von Banken um die sogenannten Nachhaltigkeitseinflussfaktoren erhöht hat. Diese verschärfen so die finanzielle Situation der Kliniken zusätzlich – auf diesen Missstand weist unter anderem auch der Vorstand der Evangelischen Bank in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach hin. Kliniken müssen bei ihrer Planung verstärkt Nachhaltigkeitsmaßnahmen und ESG-Kriterien priorisieren, um Kredite zur Liquiditätssicherstellung genehmigt zu bekommen. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen braucht es aber weitere finanzielle Mittel, über die knapp zwei Drittel der Kliniken aktuell nicht verfügen – das bringt die Einrichtungen in eine prekäre Situation.
Verbände, Kliniken sowie Kreditinstitute fordern den Gesundheitsminister daher auf, eine Strategie vorzugeben, mit der gleichzeitig die ökologische Sicherung des Krankenhaussektors, die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele sowie eine hochwertige Gesundheitsversorgung sichergestellt werden kann. Abhilfe könnte laut den Experten Christian Karagiannidis und Boris Augurzky, beide Mitglieder der Regierungskommission Krankenhaus, ein aus der geplanten Zentralisierung der Krankenhausreform hervorgehender Strukturfonds schaffen. So würde der Investitionsstau der Kliniken – und damit auch der Bedarf an Krediten – aufgelöst und gleichzeitig der CO<sub>2</sub>-Fußabdruck des Gesundheitswesens deutlich reduziert werden.
Quellen
- BibliomedManager: Banken warnen – Ohne Nachhaltigkeit keine Kredite
- Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht: Nachhaltigkeit – Daran kommt niemand mehr vorbei
- Deutsches Krankenhaus Institut: DKI Krankenhaus-Index – Herbstumfrage 2023
- Redaktionsnetzwerk Deutschland: 60 Prozent der Krankenhäuser brauchen Kredite oder Zuschüsse für Mitarbeiter Weihnachtsgeld
- Aerzteblatt.de: Fehlende Investitionskosten – Kredite und Zinsen belasten Kliniken zusätzlich