In vielen Kliniken werden benutzte Elektrophysiologie-Katheter, kurz EP-Herzkatheter, schlicht entsorgt, womit das Potenzial, die enthaltenen Materialien wie Kupfer, Iridium, Platin oder Gold wiederzuverwenden, verloren geht. Wird das Medizinprodukt hingegen recycelt, wird ein Teil der verwendeten Rohstoffe der Kreislaufwirtschaft wieder zugeführt. So können nachhaltige Strukturen gestärkt und das Gesamtabfallaufkommen in den Kliniken reduziert werden.
Zur Diagnose und Therapie von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder einer Kammertachykardie wird eine elektrophysiologische Untersuchung mithilfe eines EP-Herzkatheters – auch Ablationskatheter genannt – durchgeführt. Während dieser Untersuchung wird das Herz millimetergenau durch Abgabe von Hochfrequenzstrom über die Katheterspitze stimuliert, wobei die für die Rhythmusstörung verantwortlichen Herzmuskelzellen auf bis zu 70 Grad erwärmt und verödet werden. Mit der Verödung der entsprechenden Zellen wird der natürliche elektrische Impuls des Herzens wieder hergestellt. 90 Prozent der Herzrhythmuserkrankungen können mithilfe dieser Behandlung langfristig geheilt werden.
Entsorgung von Herzkathetern
In den meisten Kliniken gelangen die Katheter in den normalen Krankenhausabfall, womit Recyclingmöglichkeiten verloren gehen. Gerade im Kontext der Bemühungen von Kliniken, sich nachhaltiger aufzustellen, kann die Trennung der einzelnen Katheterbestandteile zu einem verbesserten Ressourcenschutz beitragen.
Aufgrund des hohen Edelmetallanteils lohnt sich die Trennung der Abfälle nicht nur aus nachhaltiger, sondern auch finanzieller Perspektive, denn Kliniken werden für die gesondert gesammelten Katheterspitzen vom Entsorger finanziell entlohnt. Für viele Einrichtungen bietet das zusätzlichen Anreiz, die ressourcenschonende Entsorgungsalternative für die eigene Einrichtung zu übernehmen. Trotz nachhaltiger Verwertungsmöglichkeiten entscheiden sich viele Kliniken aber gegen die rohstoffspezifische Trennung. Das begründet sich unter anderem im Arbeitsschutz, da in der Abtrennung der Metallspitzen eine Verletzungsgefahr für die Mitarbeitenden besteht. Zudem gibt es viele Krankenhäuser, die nur wenige Herzkatheter-Untersuchungen durchführen und die Sammlung daher als nicht lohnenswert oder zu aufwendig einstufen.
Verwertung von Herzkathetern
Um die einzelnen wertvollen Bestandteile der Katheter einer Verwertung zuzuführen, werden die Schläuche und Metallspitzen getrennt entsorgt. Die Edelmetallspitzen werden dafür in Spezialbehältern gesammelt, nach AVV 16 02 16 entsorgt und anschließend recycelt. Zur Aufbereitung werden die Katheterspitzen zunächst in Königswasser – eine Mischung aus Salz- und Salpetersäure im Verhältnis 3:1 – gelöst. Die dadurch gewonnen Ionenformen der Edelmetalle werden im Folgeschritt der Abscheidung zugeführt. Im Anschluss erfolgt die eigentliche Raffination zu Feinedelmetall in der Schmelzerei. Liegen die Metalle nach diesem Prozess in Reinform vor, können sie als Recyclingrohstoffe wiederverwendet werden.