Chirurgische Einweginstrumente aus Edelstahl, wie Scheren, Pinzetten oder Klemmen, werden in deutschen Krankenhäusern und Arztpraxen immer häufiger genutzt. Allein 2014 kamen in den Kliniken hierzulande über 8.000 Tonnen Einmalprodukte aus Chromstahl zum Einsatz, der aktuelle jährliche Verbrauch beträgt Schätzungen zufolge etwa 15 Millionen Stück. Um Ressourcen zu schonen und ein Recycling des wertvollen Chroms zu ermöglichen, ist eine getrennte Sammlung der Instrumente besonders wichtig.
Die Nutzung von Einweg-OP-Instrumenten hat für Kliniken einen großen Vorteil: Im Gegensatz zu wiederverwendbaren Bestecken müssen sie nach dem Gebrauch nicht gereinigt und sterilisiert werden. Reinigung und Sterilisation sind nicht nur zeitintensiv, sondern auch mit hohen Kosten verbunden. Weil die Verantwortung für die Sterilisation bei Einweginstrumenten beim Hersteller liegt, fällt zudem die Bemühung weg, die dafür geltenden gesetzlichen Auflagen zu erfüllen. Die Krankenhäuser erhalten also sterilisierte, sicher verpackte Produkte ohne Restverschmutzungen. Hinzu kommt eine lange Lagerfähigkeit.
Aus ökologischer Sicht ist Einmal-OP-Besteck jedoch bedenklich, da die Instrumente nur teilweise recycelbar sind. Sie enthalten kostbares Chrom, das im Klinikabfall verloren geht. Gemäß dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) hat der Gesundheitsschutz Vorrang vor dem Ressourcenerhalt.
Aus diesem Grund werden Einwegprodukte in Deutschland nicht separat recycelt, sondern über den allgemeinen Abfall entsorgt, der anschließend thermisch verwertet wird. Problematisch ist außerdem, dass die Einmalinstrumente nicht gegen Rost geschützt sind: Dadurch, dass sie funktional und haptisch kaum von Mehrwegprodukten zu unterscheiden sind, können sie versehentlich in deren Aufbereitung gelangen und andere Inhalte zum Rosten bringen. Obwohl die Wiederaufbereitung von Einwegware in Deutschland erlaubt ist, sollten diese aufgrund der Infektionsgefahr auf keinen Fall mehrfach verwendet werden.
Einweginstrumente zu recyceln separat sammeln
Um ein optimales Recycling der Rohstoffe zu gewährleisten, ist die getrennte Sammlung der metallhaltigen Einmal-OP-Bestecke erforderlich. Handelt es sich um spitze oder scharfe medizinische Instrumente, sind diese gemäß Abfallschlüsselnummer 180101 zu sammeln und zu entsorgen. Stich- und bruchfeste Behälter stellen dabei sicher, dass die Verletzungs- und Infektionsgefahr für das Personal bei der Entsorgung minimiert wird. Laut Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) sind Krankenhäuser ohnehin dazu verpflichtet, u. a. Metall, Papier, Glas, Kunststoff und Bioabfälle getrennt zu sammeln und zu entsorgen. Gemeinsam mit den herkömmlichen Klinikabfällen der Abfallschlüsselnummer 180104 werden die Einweginstrumente anschließend einer Verbrennungsanlage zugeführt, in der das Metall durch ein magnetisches Verfahren von der verbleibenden Schlacke getrennt wird. Das zurückgewonnene Metall findet dann für die Herstellung neuer Produkte Verwendung.
Ist das Einmal-Besteck mit meldepflichtigen Krankheitserregern behaftet, findet der Abfallschlüssel 180103* für infektiöse Abfälle Anwendung. In diesem Fall ist es unmittelbar am Ort des Anfallens in dafür zugelassenen, reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und dicht verschlossenen Behältern zu sammeln.
Rücknahmesysteme für Einwegprodukte
Um die Wiederverwertung von Chromstahl aus Edelstahl-Einwegprodukten zu ermöglichen, hat die Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS im Auftrag der Scholz Labor- und Klinikversorgungs GmbH ein separates, patentiertes Rücknahmesystem entwickelt. Dafür stellen sie Kliniken spezielle Behältnisse bereit, die für die sichere Sammlung der Instrumente sorgen. Diese werden im Anschluss vom Hersteller wieder eingesammelt, das Metall zur Einschmelzung in deutsche Stahlwerke gebracht und der stofflichen Verwertung zugeführt. Dieser Prozess lässt sich beliebig oft wiederholen, ohne dass die Qualität darunter leidet. Auch einige Entsorgungsfachbetriebe versorgen bereits jetzt Krankenhäuser und Arztpraxen mit Rücknahmebehältern für metallhaltige Einweg-Instrumente.
Quellen
- Management & Krankenhaus: Chirurgische Einweginstrumente – ein Beitrag zur Nachhaltigkeit?
- ntv: Üblich in Kliniken und Praxen: Millionen Edelstahlinstrumente landen im Müll
- Medizin & Technik: Chirurgische Instrumente: Recycling von Einwegprodukten ist eine Art von Aufbereitung
- Fraunhofer IWKS: Hochwertiges Recycling medizinischer Einweginstrumente
- LAGA: Mitteilung der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) 18: Vollzugshilfe zur Entsorgung von Abfällen aus Einrichtungen des Gesundheitsdienstes
- Abfallmanager Medizin: OP Besteck: Einweg- oder Mehrwegprodukte im Klinikum nutzen?
- Abfallmanager Medizin: Möglichkeiten der sicheren Verwertung: Kreislaufwirtschaft neu gedacht – Nachhaltigkeit im Krankenhaus
- Abfallmanager Medizin: Metalle getrennt sammeln