Atemkalk entsorgen

Close Up Maschine mit Atemkalk (Foto: sudok1, Adobe Stock)
Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung zählt Atemkalk zu den gefährlichen Abfällen (Foto: sudok1, Adobe Stock)

Rund 16 Millionen Operationen werden jährlich in deutschen Krankenhäusern durchgeführt. Unabdingbar dabei ist die Anwendung eines geeigneten Narkoseverfahrens. Erfolgt die Betäubung per Inhalationsanästhesie, also unter Verwendung einer Beatmungsmaske, muss CO2 aus der exspirierten Atemluft des Patienten gefiltert werden. Dabei kommt Atemkalk zum Einsatz. Bei dessen Entsorgung ist erhöhte Sorgfalt angezeigt, denn er gilt als besonders überwachungsbedürftiger Abfall.

Übernimmt ein Narkose-Rückatemsystem während der Operation die Beatmung, müssen Patienten und Patienten nicht nur Sauerstoff zugeführt, sondern auch das abgegebene Kohlenstoffdioxid (CO₂) aus der Atemluft entfernt werden. Dazu wird die ausgeatmete Luft innerhalb des Narkosegeräts durch einen Kohlendioxidabsorber geleitet, in dem sich Atemkalk befindet. Der Atemkalk fungiert als Filter, der die Luft vom CO₂ befreit, um sie anschließend angereichert mit Frischgas erneut dem Patienten zuzuführen. Die Füllung des Absorbers muss regelmäßig gewechselt und der verbrauchte Atemkalk entsorgt werden.

Atemkalk ein Medizinprodukt zur Luftreinigung

Atemkalk ist ein feinkörniges Medizinprodukt mit hoher Absorptionskapazität. Die in Deutschland gebräuchlichsten Atemkalkprodukte enthalten vor allem Calciumdihydroxid (Ca(OH)₂). Zusätzlich sind zum Teil Natriumhydroxid (NaOH) und Calciumchlorid (CaCl₂) beigemischt. Hinzu kommen durchschnittlich 16 Prozent Wasser. Atemkalk ist in geschlossenen Behältern trocken und bei gleichmäßigen Temperaturen zu lagern und vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Einmal geöffnete Gebinde sind sofort oder spätestens innerhalb von vier Wochen zu verbrauchen.

Austausch und Entsorgung von Atemkalk

Die Atemkalkfüllung des Absorbers ist regelmäßig zu wechseln. Dies ist zwingend erforderlich, wenn die CO₂-Konzentration 1 Prozent erreicht. Darüber hinaus greift bei täglich eingesetzten Narkosegeräten ein festes Zeitschema, auch wenn der Atemkalk noch keine Erschöpfungsanzeichen aufweist. Spätestens einmal im Monat sollte ein routinemäßiger Wechsel stattfinden. Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung zählt Atemkalk zu den gefährlichen Abfällen und muss entsprechend der Abfallschlüsselnummer 180106* entsorgt werden.

Atemkalk ist gefährlicher Abfall gemäß AS 180106*

Die Abfallschlüsselnummer 180106* findet Anwendung auf Chemikalien, die aus gefährlichen Stoffen bestehen oder solche enthalten. Darunter fallen Labor- und Chemikalienabfälle mit gefährlichen Eigenschaften, wie beispielsweise Säuren, Laugen oder Desinfektions- und Reinigungsmittelkonzentrate. Jede dieser Fraktionen ist getrennt zu sammeln und in für den Transport zugelassenen verschlossenen Behältnissen zu lagern. In den Lagerräumen ist für ausreichende Belüftung zu sorgen. Die Entsorgung erfolgt als besonders überwachungsbedürftiger Abfall, für den ein Entsorgungsnachweis zur Sonderabfallverbrennung (SAV) oder chemisch-physikalischen Behandlung (CPB) erforderlich ist.

Spezielle Abfallschlüssel bei größeren Abfallmengen

Fallen größere Mengen einzelner unter AS 180106* subsumierter Fraktionen an, finden stoffspezifische Abfallschlüssel Anwendung. Für Atemkalk gelten die Schlüsselnummern AS 150202* und AS 160506*. Unter AS 150202* fallen größere Abfallmengen an Aufsaug- und Filtermaterialien, Wischtücher und Schutzkleidung, die durch gefährliche Stoffe verunreinigt sind. Zu AS 160506* zählen Laborchemikalien, die aus gefährlichen Stoffen bestehen oder solche enthalten, einschließlich Gemische von Laborchemikalien.

Nutzung von Atemkalk im privaten Bereich

Atemkalk findet auch jenseits des medizinischen Einsatzgebiets Verwendung. So kommen beim Tauchen Kreislaufatemgeräte, sogenannte Rebreather zum Einsatz, in denen ebenfalls Atemkalk als CO₂-Filter fungiert. Auch hier sind bei der Entsorgung die entsprechenden Festlegungen zu befolgen. Um Verwechslungen und damit schwere gesundheitliche Schäden zu vermeiden, empfiehlt sich zudem eine deutliche Kennzeichnung des gebrauchten Atemkalks vor dessen Lagerung und Entsorgung.

Quellen

Close Up Maschine mit Atemkalk (Foto: sudok1, Adobe Stock)
Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung zählt Atemkalk zu den gefährlichen Abfällen (Foto: sudok1, Adobe Stock)