Kreislaufwirtschaft Thermochemisches Recycling von Kunststoffabfällen

Kanülen, Infusionsschläuche, FFP-2-Masken: Aufgrund strenger Hygienevorschriften hat die Medizinbranche über Jahre hinweg von der vermehrten Nutzung verschiedener Einwegartikel profitiert. Gerade in den letzten Jahren wird aber vermehrt auf die potenziellen Umweltauswirkungen dieser Praxis hingewiesen, und das aus gutem Grund: Von den rund 4,8 Millionen Tonnen Abfall, die jährlich in deutschen Kliniken produziert werden, besteht rund ein Viertel aus Plastik. Da die Reduktion dieser Abfälle und die Nutzung ressourcenschonender Alternativen als entscheidende Instrumente gelten, um ein klimaneutrales Gesundheitswesen aufzubauen, ist die Branche ständig an neuen Recyclingmöglichkeiten interessiert.

Eine mögliche Alternative zur thermischen Verwertung von Kunststoffen könnte zukünftig das thermochemische Recycling sein. Forschende der Chalmers University of Technology (Schweden/Göteborg) haben eine Methode entwickelt, um gemischte medizinische Abfälle sicher und effizient zu recyceln. Das Verfahren basiert auf dem Dampfspaltverfahren (steam cracking), bei dem die Abfälle bei Temperaturen von bis zu 800 Grad Celsius durch ein Sandgemisch gespalten und die Kunststoffmoleküle in verschiedene Arten von Kohlenstoff und Kohlenwasserstoffverbindungen umgewandelt werden. Diese Bestandteile können separiert und als Recyclingrohstoffe beispielsweise für die Herstellung von Reinigungsmitteln, Kunstfasern oder Kunststoffen genutzt werden. Durch die benötigten hohen Temperaturen ist das Verfahren allerdings mit einem erheblichen Energieaufwand verbunden. Damit der Prozess tatsächlich einen positiven Beitrag zur Reduktion der Umweltbelastung leisten kann, sollte die notwendige Energie idealerweise aus erneuerbaren Quellen stammen.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung des thermochemischen Recyclings für Kunststoffe aus dem Klinikbetrieb wäre eine sorgfältige Trennung und Reinigung der Abfälle. Dies sollte im Arbeitsalltag möglichst ohne zusätzlichen Aufwand erfolgen, beispielsweise durch klar und einheitlich gekennzeichnete Abfallbehälter durch ein Behälterfarbleitsystem o.ä.. In Zukunft könnten auch automatisierte Trennsysteme eine effektive Rückführung der Kunststoffe in den Recyclingkreislauf unterstützen.

Quellen