Werden edelmetallhaltige Abfälle dem Krankenhausabfall zugeführt, gehen wichtige Wertstoffe verloren. Dabei verfügen zertifizierte Entsorgungsunternehmen über spezielle Recyclinganlagen, die Gold, Silber, Platin, Palladium und Rhodium aus Abfallstoffen zurückgewinnen können. Auch die in Herzkliniken und kardiologischen Abteilungen von Krankenhäusern anfallenden EP-Katheter (Elektrophysiologie-Katheter) sind Medizinprodukte mit hohem Edelmetallanteil, deren fachmännische Verwertung für Kliniken lohnenswert ist.
Katheterablation gegen Herzrhythmusstörungen
EP-Katheter sind Hightech-Medizinprodukte. Sie kommen in Krankenhäusern, Universitätskliniken, Herzzentren und kardiologischen Abteilungen bei der sogenannten Katheterablation im Rahmen einer elektrophysiologischen Untersuchung (EPU) zum Einsatz – ein bewährtes Verfahren zur Behandlung bestimmter Arten von Herzrhythmusstörungen. Über die zwei bis vier Millimeter lange und mit Platin- oder Goldelektroden bestückte Katheterspitze wird über Hochfrequenzstrom in der Regel Hitze an krankhafte Bereiche des Herzens übertragen. Die entstehenden Verödungsnarben unterbinden die Herzrhythmusstörung.
Elektrodenspitzen im Krankenhaus sammeln
Die Katheter werden nach dem Gebrauch häufig dem Krankenhausabfall zugeführt. Dabei lohnt sich das Recycling durch den hohen Edelmetallanteil der Katheterspitzen (98% mit Platinelektrode). Von spezialisierten Entsorgungsunternehmen erhalten Krankenhäuser die passenden Behälter, um die abgetrennten und desinfizierten Elektrodenspitzen fachgerecht zu sammeln und zu zählen. In der Regel sind das 3l-PE-Gebinde mit Verschlusskappe und Kennzeichnung.
Rückgewinnung von Platin und Gold
Da es sich um einen überwiegend metallischen Legierungsrückstand mit Kunststoffanteil handelt, gelangen die gefüllten Behälter als Abfall der grünen Liste (EG-Verordnung; Anhang II) mit Basel-Code: GC020 und EWC 160216 zur Recyclinganlage des ausgewählten Entsorgers. Für die grenzüberschreitende Verbringung der edelmetallhaltigen Elektrodenspitzen in gekennzeichneten Spezialbehältern ist eine Verwertungsvereinbarung in Verbindung mit einem Begleitformular obligatorisch.
In der Edelmetall-Recyclinganlage angekommen, werden die Edelmetalle zunächst in Königswasser – eine Mischung aus Salz- und Salpetersäure im Verhältnis 3:1 – gelöst. Im zweiten Schritt werden die Ionenformen der Edelmetalle der Abscheidung zugeführt. Danach folgt die eigentliche Raffination in der Schmelzerei. Im Ergebnis liegen die Edelmetalle in Reinform vor. Dafür erhalten die Kliniken eine vereinbarte Vergütung.
Professionelle Entsorgungsfachbetriebe dokumentieren alle Teilschritte des Verwertungsprozesses aus eigener Initiative, vollumfänglich und entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen.