Corona-Folgen Krankenhäuser in der Krise

Viele deutsche Kliniken und Krankenhäuser haben seit Jahren mit finanziellen Defiziten zu kämpfen. In Zusammenhang mit der Coronakrise hat sich die wirtschaftliche Situation zusätzlich verschlechtert. Das ergab die Roland Berger Krankenhausstudie 2020.Demnach rechnen 57 Prozent der befragten GeschäftsführerInnen der 600 größten deutschen Kliniken mit einem deutlichen Minus in der Jahresbilanz 2020.

Grund dafür ist die niedrige Auslastung der Kliniken, besonders während der Hochphase der Pandemie im März und April. Auf Anordnung des Gesundheitsministeriums mussten Bettenkontingente für die Intensivbetreuung von Covid-19-Patienten freigehalten werden. Geplante Operationen wurden abgesagt. Da bislang nur ein Bruchteil der vorgehaltenen Kapazitäten benötigt wurde, sind viele Krankenhäuser inzwischen wieder zum Normalbetrieb zurückgekehrt.

Um die finanziellen Defizite durch die Unterbelegung auszugleichen, beschloss die Bundesregierung im März das Krankenhausentlastungsgesetz. Es sieht für jedes freigehaltene Klinikbett eine pauschale Ausgleichszahlung in Höhe von 560 Euro pro Tag vor. Krankenhausmanager kritisieren diesen Betrag als zu gering. Die Aussichten, dass sich die Patientenzahlen wieder auf das Vor-Corona-Niveau einpendeln, schätzen die Klink-GeschäftsführerInnen mäßig ein. Die Mehrzahl glaubt, dass dies länger als ein halbes Jahr dauern dürfte. Fünf Prozent sind der Ansicht, dass dieses Niveau überhaupt nicht mehr erreicht werden wird. „Die Lage war ja vorher schon angespannt, aber nun wird es eine Wirtschaftskrise in den Klinken geben“, resümiert Kai Holm, Betriebsratsvorsitzender des Elbe Klinikums Stade in einem Interview mit dem Betriebsrat Blog.

Auch weitere Problemfelder treten durch die Krise offener zutage: Niedrig angesetzte Fallpauschalen erlegen den Kliniken seit Jahren Sparzwänge auf. Diese bekommt zum einen das Personal zu spüren, besonders im Pflegebereich. Hier sind zu geringe Mindestlöhne, fehlende Tarifverträge und eine generell geringe Anerkennung zu beklagen. Zudem zwingen knappe Finanzen zum Bezug von Medikamenten, medizinischen Geräten und Schutzausrüstung aus Billiglohnländern. Daraus ergeben sich wirtschaftliche Abhängigkeiten.

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